Filmarchiv
Schönecker
Köln


Die Sammlung Leo Schönecker

Ein Filmprogramm mit Filmen aus dem Archiv Schönecker


02. März – 14. Dezember 2024
18. März – 16. Dezember 2023
10. März – 17. Dezember 2022
23. Januar – 18. Dezember 2021
25. Januar – 12. Dezember 2020
19. Januar – 14. Dezember 2019
25. Januar – 13. Dezember 2018
9. Juni – 17. Dezember 2017


PDF-Download Filmprogramm (2.24 MB)


Veranstalter


Edith Schönecker, Julia Schönecker-Roth, Joachim Steinigeweg


Kontakt


Joachim Steinigeweg
Alteburger Str. 113
50678 Köln


Veranstaltungsorte


Filmforum im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1
50667 Köln
www.filmforumnrw.de

Traumathek
Engelbertstraße 45
50674 Köln
www.traumathek.de


Eintritt


7,00 € / 6,00 € ermäßigt
Karten an der Kinokasse


Vorwort


Leo Schönecker hat seit den Fünfziger Jahren das filmkulturelle Leben in Köln und auch weit darüber hinaus mitgestaltet. Bekannt wurde er durch seine Arbeitskreise an der Universität Köln und durch seine langjährige Mitarbeit bei der legendären Zeitschrift „Filmdienst“. Aber Leo Schönecker hat auch ein Archiv von 1.200 Filmen angelegt. Diese Sammlung hat er bis zu seinem Tod im Jahr 2013 beständig fortgeführt und erweitert.

Auswahlkriterien waren die künstlerische Qualität der Filme sowie deren Bedeutung für die Filmgeschichte. Wichtig war ihm auch, dass seine Sammlung einen Überblick über das internationale Filmschaffen bot. Leo Schönecker hat somit einen filmischen Schatz in der Stadt Köln hinterlassen, den wir wieder auf die Leinwand bringen. Die meisten der Filme liegen im Format 16mm vor, etliche auch im Format 35mm. Wir zeigen eine Mischung aus bekannten Klassikern der Filmgeschichte und unbekannten Titeln, die es wert sind, gezeigt zu werden.

Unsere Filmreihe mit Titeln der Sammlung Schönecker geht nun in das fünfte Jahr. Wir zeigen die Filme im Filmforum im Museum Ludwig und in der Traumathek. Die Vorführungen werden von Referent*innen mit einer Einführung zum Film und zum/zur Regisseur*in begleitet.

Die Sammlung Schönecker besteht ausschließlich aus analogem Filmmaterial. In den Kinos hat seit etlichen Jahren die Digitalisierung Einzug gehalten. Nur noch wenige Kinos können überhaupt analog vorführen. Deshalb hat eine Vorführung von „richtigem“ Zelluloid inzwischen Ereignischarakter. Es gibt Artefakte, die jede Kopie einzigartig machen. Es sind dies Gebrauchsspuren wie Schmutzpartikel, Kratzer, Bildstandsbewegungen etc. In jede Filmkopie ist somit auch die Geschichte ihrer Aufführungen mit eingeschrieben, und viele Cineasten beschreiben ein analoges Filmbild als wärmer und lebendiger als eine digitale Vorführung. Auch diesen Aspekt wollen wir vorstellen und die Vor- und Nachteile digitaler und analoger Vorführungen sichtbar machen.

Wir danken dem Kulturamt der Stadt Köln für die Förderung unserer Filmreihe.


Programm


▾ ▸ Samstag, 23. Januar 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Mehdi Charef, „Tee im Harem des Archimedes“
„Tee im Harem des Archimedes“
Frankreich 1985, Regie: Mehdi Charef, 105 Min., 16 mm, dt. Fassung

In den trostlosen Banlieus von Paris vertreiben sich der Franzose Pat und der Algerier Madjid mit Diebstahl und Dealerei ihre Zeit. Arbeitslos und ohne Schulabschluss haben sie kaum eine Chance auf Weiterbildung und Integration. Pat hat ohnehin kein Interesse, und Madjids Arbeitssuche scheitert an der Forderung, vor einer Stellenvermittlung die französische Staatsbürgerschaft anzunehmen.

Er kann zwar mit den Traditionen seiner Heimat nichts mehr anfangen, findet aber auch in Frankreich noch nicht seine Identität. Bei aller Orientierungslosigkeit in ihrem sozialen Umfeld bleibt den beiden ihre Freundschaft.

Voll bitteren Humors verfilmte Romanautor Mehdi Charef sein eigenes, autobiografisch geprägtes Buch vornehmlich mit Laiendarstellern und gewann beim Filmfestival in Cannes 1985 den „Preis des jungen französischen Kinos“. Im selben Jahr erhielt er zudem den wichtigsten französischen Preis des Independent-Kinos, den Jean-Vigo-Preis. Bis heute wirkt Charefs Momentaufnahme des Lebensgefühls seiner Generation hochaktuell und brisant.
▾ ▸ Samstag, 20. Februar 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Robert Bresson, „Tagebuch eines Landpfarrers“
„Tagebuch eines Landpfarrers“
Frankreich 1951, Regie: Robert Bresson, 115 Min., 16 mm, dt. Fassung

Ein junger kränklicher Pfarrer tritt seinen Dienst in einer armen nordfranzösischen Landgemeinde an. Er ist fest entschlossen, die Bewohner zu ihrem Glauben zurückzuführen. Doch die Bauern und auch die ansässige gräfliche Familie begegnen dem Geistlichen mit Misstrauen und Feindseligkeit. Zudem wird der junge Pfarrer immer wieder von unerträglichen Schmerzen gequält, die scheinbar von seiner asketischen Ernährung herrühren. Voller Furcht und Selbstzweifel flüchtet er sich in die Niederschrift seines Tagebuchs, in dem er seine Gedanken und Betrachtungen notiert. Dieser Text, der auf dem gleichnamigen Roman von Georges Bernanos basiert, dominiert als Voice-over den sparsam inszenierten Film.

Bresson fand hier zu seinem einzigartigen Stil, durch eine distanzierte Betrachtung und das Mittel der Repetition Emotionen und Empathie beim Zuschauer zu schüren.

„Tagebuch eines Landpfarrers“ erhielt 1951 den Großen Preis der Jury auf den Filmfestspielen in Venedig.
▾ ▸ Donnerstag, 4. März 2021, 20 Uhr, Traumathek: Frank Beyer, „Nackt unter Wölfen“
„Nackt unter Wölfen“
DDR 1963, Regie: Frank Beyer, 116 Min., 16 mm

Im Frühjahr 1945 kommt der Pole Jankowski mit einem Transport ins Konzentrationslager Buchenwald. Er trägt einen Koffer bei sich, den er nicht aus der Hand geben will. Als die Häftlinge ein Kind darin entdecken, stehen sie vor einer schweren Entscheidung. Das Kind im Lager zu verbergen, ist nicht nur äußerst schwierig, es gefährdet auch die Arbeit einer illegalen Widerstandsgruppe. Unter Einsatz ihres Lebens retten sie schließlich das Kind vor der Vernichtung.

Frank Beyer verfilmte das 1958 veröffentlichte Buch von Bruno Apitz „Nackt unter Wölfen“ 1963 für die DEFA. Apitz war selbst acht Jahre lang KZ-Häftling. Sein Roman beruht auf eigenen Erlebnissen und auf der Geschichte des mit drei Jahren nach Buchenwald gebrachten Stefan Jerzy Zweig, die er allerdings nur vom Hörensagen kannte und in wesentlichen Punkten von den tatsächlichen Ereignissen abweichend darstellte.
▾ ▸ Samstag, 20. März 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: James W. Horne/Buster Keaton, „College“
„College“
USA 1927, Regie: James W. Horne/Buster Keaton, 62 Min., Stummfilm, 16 mm

Der Musterschüler Ronald hält zum Schulabschluss eine flammende Rede für die geistige Ertüchtigung und gegen den dümmlichen Sport. Damit erntet er das Missfallen seiner angebeteten Mary, der beliebtesten Schülerin. Um ihr zu imponieren, schreibt sich Ronald wie sie am Sportcollege ein und scheitert natürlich in allen Disziplinen. Mit Nebenjobs will er das teure Studium finanzieren, doch auch hier hat er kein glückliches Händchen. Durch einen Zufall wird Ronald kurzerhand als Steuermann des Ruderteams eingesetzt und führt seine Mannschaft trotz einiger Missgeschicke zum Sieg. Als er schließlich seine Verehrte aus den Armen eines aufdringlichen Nebenbuhlers befreit, steht einer Hochzeit nichts mehr im Weg.

Buster Keaton fasziniert auch in „College“ mit seiner akrobatischen Körperbeherrschung, die er seit jüngster Kindheit auf der Bühne trainiert hat. Sein Markenzeichen, die unerschütterlich stoische Miene, unterstreicht den klugen Humor dieser Komödie, bei der man auch Tränen lachen kann.

Die Vorführung wird vom Stummfilmpianisten Wilfried Kaets begleitet.
▾ ▸ Donnerstag, 8. April 2021, 20 Uhr, Traumathek: Manfred Wekwerth/Peter Palitzsch, „Mutter Courage und ihre Kinder“
„Mutter Courage und ihre Kinder“
DDR 1961, Regie: Manfred Wekwerth/Peter Palitzsch, 151 Min., 16 mm

Die Marketenderin Anna Fierling, genannt Mutter Courage, zieht mit ihrem Planwagen und ihren drei Kindern während des Dreißigjährigen Krieges quer durch das Land und riskiert dabei, zwischen die Fronten zu geraten. Sie will am Krieg verdienen, verliert aber nacheinander ihre Kinder: erst die beiden Söhne und schließlich auch die taubstumme Tochter Kattrin, als diese die Bewohner von Halle mit lauten Trommeln vor dem feindlichen Einmarsch warnt. Verhärtet aber unverdrossen spannt Anna ihren Karren an und zieht weiter mit dem Krieg.

Der Film adaptiert Bertolt Brechts Inszenierung am Berliner Ensemble aus dem Jahr 1949. Brecht selbst hatte schon früh nach Möglichkeiten gesucht, sein Konzept des epischen Theaters auf den Film zu übertragen. Eine von Wolfgang Staudte 1955 geplante Verfilmung des Stückes scheiterte nach wenigen Drehtagen an Einsprüchen von Brecht und Helene Weigel. 1959 engagierte die DEFA Manfred Wekwerth und Peter Palitzsch für eine erneute filmische Umsetzung, der es gelingt, mit technischen Verfremdungsmöglichkeiten den Chronikcharakter des Theaterstücks hervorzuheben.
▾ ▸ Samstag, 10. April 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Yılmaz Güney/ Şerif Gören, „Yol – The Full Version“
„Yol – The Full Version“
Türkei, Schweiz, Frankreich 1982/2017, Regie: Yılmaz Güney/ Şerif Gören, 111 Min., DCP, in türkisch-kurdischer Sprache mit dt. Untertiteln

Im Mittelpunkt stehen die Geschichten von sechs kurdischen Gefangenen in der Türkei, die trotz verschärfter Haftbedingungen nach dem Militärputsch von 1980 einen einwöchigen Hafturlaub gewährt bekommen. Sie machen sich auf den beschwerlichen Weg in ihre Heimatdörfer, wo sie von ihren persönlichen Angelegenheiten und den patriarchalischen Moralvorstellungen eingeholt werden.

„Yol“ entstand unter der Regie von Şerif Gören nach einem Drehbuch und genauen Anweisungen von Yılmaz Güney, der damals im Gefängnis saß. Nach seiner Flucht aus der Türkei stellte Güney den Film 1982 im schweizerisch-französischen Exil unter enormem Zeitdruck fertig, da er in Cannes gezeigt werden sollte. Dort gewann er die Goldene Palme und den FIPRESCI-Kritikerpreis.

Wir zeigen das Meisterwerk der türkisch-kurdischen Filmgeschichte in kompletter und restaurierter Form, die dem originalen Schnittplan von Yılmaz Güney entspricht.
▾ ▸ Samstag, 15. Mai 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Werner Herzog, „Wo die grünen Ameisen träumen“
„Wo die grünen Ameisen träumen“
Deutschland 1984, Regie: Werner Herzog, 96 Min., 16 mm

Inmitten der kargen Wüste Australiens erschüttern Bohrungen und Sprengungen einer Mining Company auf der Suche nach wertvollem Uran die Ruhe der Natur. Endlose Haufen aufgewühlter Erde türmen sich bis zum Horizont. Doch die Ureinwohner stellen sich den Arbeiten stoisch und mahnend entgegen, denn das Land ist ihnen heilig. Es ist der Ort, an dem die grünen Ameisen träumen und den Menschen das Feuer gebracht haben – ein Mythos der Schöpfung, den die Aborigines mit ihren Legenden und Liedern pflegen, unbegreiflich für die ungeduldigen Zivilisten.

Lediglich der Geologe Hackett bemüht sich um Verständnis und Kompromisse in nachdenklichen aber auch humorvollen Szenen. Ein groteskes Gerichtsverfahren entscheidet schließlich im Namen des Commonwealth zugunsten des wirtschaftlichen Fortschritts.

Werner Herzog mischt Fiktion und Fakten, denn schon seit den 1960er Jahren kämpfen die australischen Ureinwohner gegen die Bergbauaktivitäten in ihrem Land. Den Stammesältesten im Film spielt der damals führende Aktivist, Maler und Komponist Wandjuk Marika, der auch die wunderbare Filmmusik komponierte.
▾ ▸ Donnerstag, 27. Mai 2021, 20 Uhr, Traumathek: Roberto Rossellini, „Rom, offene Stadt“
„Rom, offene Stadt“
Italien 1945, Regie: Roberto Rossellini, 93 Min., 16 mm, dt. Fassung

Rom im Jahr 1944: Das faschistische Italien ist von der deutschen Wehrmacht besetzt, nachdem Italien das Achsenbündnis mit Deutschland aufgekündigt hat. Rom, eigentlich entmilitarisierte „offene Stadt“, steht unter dem Terror der SS. Doch bilden sich diverse Partisanengruppen, die gegen die Besetzung und auch den italienischen Faschismus Widerstand leisten.

Der kommunistische Ingenieur Giorgio Manfredi, Don Pietro, ein katholischer Priester, der Drucker Francesco und seine schwangere Freundin Pina kämpfen im Untergrund. Als Giorgio und Don Pietro in Gefangenschaft geraten, gelingt es Gestapochef Major Bergmann auch mit schlimmster Folter nicht, seine Gegenspieler zum Verrat ihrer Organisation zu bewegen.

Unmittelbar nach Abzug der Deutschen begann Rossellini mit den Dreharbeiten, bei denen das vom Krieg geprägte Rom mit seinen Ruinen und Menschenschlangen vor den Lebensmittelläden die perfekte Kulisse bot. Er verknüpfte dokumentarische Begebenheiten mit Fiktionalem zu einer Geschichte, die zu Recht als Klassiker des italienischen Neorealismus gilt.
▾ ▸ Samstag, 19. Juni 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Erich von Stroheim, „Greed“
„Greed“
USA 1924, Regie: Erich von Stroheim, 140 Min., 16 mm, Original stumm

McTeague arbeitet in San Francisco als Zahnarzt ohne Zulassung, denn sein Handwerk hat der ehemalige Bergarbeiter bei einem Bader auf Wanderschaft gelernt. Durch seinen Freund Marcus lernt er dessen Verlobte Trina kennen und verliebt sich in sie. Großzügig verzichtet Marcus auf Trina. Doch spätestens nach Trinas Lotteriegewinn über 5.000 Dollar wächst seine Eifersucht einerseits und Trinas krankhafter Geiz andererseits, die alle drei in gegenseitig vernichtenden Hass und Verderben treiben.

„Greed“ ist ein komplexes, mythologisiertes Drama von der Gier nach Geld und Gold und basiert auf dem Roman „McTeague“ des amerikanischen Naturalisten Frank Norris. Von Stroheim übertrug die breit gefächerte Charakterisierung der Personen und Handlung auf den Film und schuf ein realistisches Gemälde der kleinen Leute und ihres Verfalles ins Elend in einer Originalfassung von fünf Stunden. Produzenten und Verleiher zwangen ihn wie bei seinen anderen Filmen zu massiven Kürzungen. Die heutige Fassung lässt dennoch ahnen, mit welcher Sorgfalt und genauen Beobachtung der detailbesessene Regisseur gearbeitet hat. Sogar die Schlussszene drehte er bei über 50 °C im Death Valley Kaliforniens.

Die Vorführung wird vom Stummfilmpianisten Wilfried Kaets begleitet.
▾ ▸ Samstag, 17. Juli 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Jacques Tati, „Die Ferien des Monsieur Hulot“
„Die Ferien des Monsieur Hulot“
Frankreich 1953, Regie: Jacques Tati, 110 Min., 16 mm, dt. Fassung

In einem kleinen bretonischen Strandhotel kommen Urlauber aus den verschiedensten Regionen zusammen, um ihre wohlverdienten Ferien zu verbringen. Bei allen sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten ist ein Gast besonders engagiert und bemüht, verursacht aber unbewusst nur Verwirrung und Chaos: Monsieur Hulot. Auch sein Outfit mit übergroßem Jackett, zu kurzen Hosen, unter denen die Ringelsocken herausschauen, Pfeife und Hut wirkt wie aus der Zeit gefallen.

Scheinbar zerstreut und unangepasst bildet er einen deutlichen Kontrast zu den funktionalisierten Zeitgenossen, die trotz Urlaubs nicht abschalten können. Hulots schlaksige Figur hat etwas Tänzerisches, und tatsächlich schafft Jaques Tati einen im übrigen von ihm selbst gespielten Charakter, der an seine eigenen Anfänge im Variété erinnert. Die einzigartige Komik dieser sozialkritischen Komödie entsteht durch die visuellen Komponenten und die Körpersprache. Dialoge sind reduziert auf unverständliches Gemurmel oder Wortfetzen in verschiedenen Sprachen, sodass der oft zitierte Bezug zum Stummfilm naheliegt.
▾ ▸ Samstag, 14. August 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Dalton Trumbo, „Johnny zieht in den Krieg“
„Johnny zieht in den Krieg“
USA 1971, Regie: Dalton Trumbo, 111 Min., 16 mm, dt. Fassung

Der 17-jährige Johnny träumt von einer eigenen Waffe und meldet sich im Ersten Weltkrieg freiwillig an die Front. Aber er kehrt nicht als Held zurück, sondern nach einem Granatenbeschuss als Torso ohne Arme und Beine, ohne Gesicht, ohne Ohren, Augen und Nase. In einem geheimen Militärkrankenhaus halten ihn die Ärzte aus wissenschaftlichem Interesse am Leben, nicht ahnend, dass sein Gehirn noch funktioniert. Zunächst unfähig, mit seiner Außenwelt zu kommunizieren, beginnen Traum und Wirklichkeit für Johnny zu verschwimmen.

In seinen Fantasien setzt er sich mit seiner Familie auseinander oder redet mit Jesus Christus. Nach und nach realisiert er seine Situation, und schließlich gelingt es ihm, mit Morsezeichen einer Krankenschwester seinen Todeswunsch mitzuteilen. Dalton Trumbo schuf nach seinem eigenen Roman „Johnny Got His Gun“ aus dem Jahr 1939 einen der radikalsten Antikriegsfilme der Filmgeschichte, obwohl nur zu Beginn und am Ende des Films geschichtliche Fakten und Bilddokumente den Bezug zum Kriegsgeschehen vermitteln.
▾ ▸ Donnerstag, 2. September 2021, 20 Uhr, Traumathek: Henri Verneuil, „Der Clan der Sizilianer“
„Der Clan der Sizilianer“
Frankreich 1969, Regie: Henri Verneuil, 120 Min., 16 mm, dt. Fassung

Der Grandseigneur der sizilianischen Familie Manalese plant einen spektakulären Coup, um sich nach Jahrzehnten krimineller Machenschaften in Paris in seine Heimat Sizilien zurückziehen zu können. Doch bevor die Entführung eines mit Juwelen im Wert von Milliarden Lire beladenen Überseeflugzeugs auf planmäßiger Passagierroute nach New York gelingen kann, muss der berüchtigte Gefangene Sartet befreit und zum Komplizen gemacht werden.

Der „Clan der Sizilianer“ besticht allein schon durch seine grandiose Besetzung, die alles aufbietet, was seinerzeit im Gangster- und Kriminalfilm einen Namen hatte: Jean Gabin, Lino Ventura und der „eiskalte Engel“ Alain Delon. Spannung entsteht weniger durch eine differenzierte Charakterisierung der Personen und ihrer psychologischen Motivierung als durch die schnelle Folge der Aktionen, die den Zuschauer immer wieder überraschen und faszinieren.
▾ ▸ Samstag, 11. September 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Rudolf Steiner/Peter Stripp, „Unser Mann im Dschungel“
„Unser Mann im Dschungel“
Deutschland 1985, Regie: Rudolf Steiner/Peter Stripp, 96 Min., 35 mm

Der deutsche Ingenieur Lutz Kehlmann soll in Südamerika die Leitung eines Staudammprojektes übernehmen, denn sein Vorgänger ist überraschend gestorben. Das Projekt bringt zwar Wasser und Strom in die Gegend, zerstört aber den Lebensraum der Indios, was diese mit aller Macht verhindern wollen. Bei einem Rundflug Kehlmanns mit einem ranghohen Militär zur Erkundung der Gebiete, stürzt ihr Flugzeug ab. Kehlmann wacht verletzt als einziger Überlebender im Dschungel auf. Als seine körperlichen und geistigen Kräfte im undurchdringlichen Regenwald zu versagen drohen, nimmt sich ein Indio seiner an.

Der Amazonas und die spirituelle Welt der eingeborenen Indianer regen schon seit Jahrzehnten die Fantasie von Filmemachern an. Die Szenerie ist in faszinierenden Bildern eingefangen, untermalt mit einer polyphonen akustischen Dimension aus Geräuschen und Tierstimmen. Das Thema hat nichts von seiner Aktualität verloren in Bezug auf die Rodung der Regenwälder und das rücksichtslose Verhalten der westlichen Welt gegenüber den einheimischen Urvölkern.
▾ ▸ Samstag, 2. Oktober 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Jean-Luc Godard, „Die Außenseiterbande“
„Die Außenseiterbande“
Frankreich 1964, Regie: Jean-Luc Godard, 97 Min., 16 mm, dt. Fassung

Die äußere Handlung des modernen Gangstermärchens ist recht einfach: Das junge dänische Au-pair-Mädchen Odile hat im offenen Wandschrank ihrer Herrschaft einen Haufen Banknoten entdeckt. Sie weiht einen Freund in der Sprachschule ein, der sich wiederum mit Arthur verbündet, einem jungen Mann mit unkontrolliertem Hang zum Gangsterdasein. Odile wird zur unfreiwilligen Komplizin der beiden. Doch das Trio harmoniert nicht wie gedacht und der Coup glückt auch nicht. Die Außenseiter sind auf ihrer Suche nach Geld, Freiheit und Liebe zu nichts anderem fähig und berufen, als zu scheitern.

Godard, der das Geschehen selbst aus dem Off kommentiert, schafft durch experimentelle Schnitte und ungewöhnliche Einstellungen einen seiner lockersten und ironischsten Filme. Einige Momente sind inzwischen fest im Kanon der Kultszenen der Filmgeschichte verankert. So durchlaufen die Figuren in Weltrekordzeit den Pariser Louvre oder legen spontan einen coolen Tanz aufs Parkett. Neben der kunstvollen Kameraführung unterstreicht Anna Karinas Spiel Godards Aussage, wonach man für einen guten Film „nichts weiter als ein Mädchen und einen Revolver“ brauche.
▾ ▸ Donnerstag, 7. Oktober 2021, 20 Uhr, Traumathek: Pier Paolo Pasolini, „Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß“
„Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß“
Italien 1961, Regie: Pier Paolo Pasolini, 116 Min., 16 mm, dt. Fassung

Accattone, der Bettler, so nennt man Vittorio, der sich mit einer Clique von Kleinkriminellen, Tagedieben und Zuhältern in den Slums am Stadtrand von Rom den Tag vertreibt. Frau und Kinder haben ihn deshalb verlassen und er lässt sich von Prostituierten aushalten. Sein materielles und moralisches Elend kann und will er nicht durchbrechen, obwohl er ahnt und vielleicht sogar ersehnt, dass er an dieser Welt zugrunde gehen wird.

Pier Paolo Pasolini kam von der Sprachwissenschaft und der Kunstgeschichte zur Literatur und hatte schon in seinen Romanen und Gedichten eine soziologische Bestandsaufnahme des Subproletariats am Rande der italienischen Großstädte gemacht. In seinem ersten Film „Accattone“ schildert er das Leben des jungen Vittorio, der durchaus keinen Einzelfall darstellt, in kargen aber auch provokanten Bildern wie eine Leidensgeschichte, untermalt von der Passionsmusik von Johann Sebastian Bach.
▾ ▸ Samstag, 27. November 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Carl Theodor Dreyer, „Dies Irae – Tag der Rache“
„Dies Irae – Tag der Rache“
Dänemark 1943, Regie: Carl Theodor Dreyer, 97 Min., 16 mm, dt. Fassung

„Dies Irae – Tag der Rache“ ist ein düsteres Drama aus der Zeit der Hexenverfolgung im frühen 17. Jahrhundert in Dänemark. Sittenstrenge und Gottgläubigkeit begünstigen die schreckliche Praxis der Hexenverbrennung. Es obliegt dem ältlichen Pfarrer Absalon, eine „Hexe“ auf den Scheiterhaufen zu bringen, um ihre Seele zu retten. Sünde hält jedoch auch im eigenen Pfarrhaus Einzug, denn Absalons junge Frau Anne, die gegen ihren Willen mit ihm verheiratet wurde, verliebt sich in seinen Sohn Martin aus erster Ehe. Sie träumt von einem gemeinsamen Leben, und als sie ihre heimliche Beziehung offenbart, stirbt Absalon an einem Herzinfarkt. Am Sarg bezichtigt Absalons Mutter Merete Anne, Absalon mittels Hexerei getötet zu habe. Nachdem auch Martin sich von ihr abwendet, gesteht Anne die Tat als Sühne für ihren Ehebruch.

Dreyer beschreibt in seinem Film eine fremde Welt, die Epoche der Hexenverbrennungen. Mit karger Inszenierung und ohne jegliche Dramatisierung erreicht er jedoch eine erstaunliche Nähe zu den Menschen, die echt und authentisch erscheinen.
▾ ▸ Donnerstag, 2. Dezember 2021, 20 Uhr, Traumathek: Louis Malle, „Zazie“
„Zazie“
Frankreich 1960, Regie: Louis Malle, 89 Min., 16 mm, dt. Fassung

Die 10-jährige Zazie kommt aus der Provinz zu Besuch nach Paris zu ihrem Onkel Gabriel, den sie noch nie kennengelernt hat. Ihre Mutter fällt gleich am Bahnhof in die Arme des Geliebten, mit dem sie das Wochenende allein verbringen möchte. Zazies größter Wunsch ist es, mit der Metro zu fahren, doch die steht wegen eines Streiks still. Mit dem Onkel im Taxi oder auf eigene Faust erkundet die vorwitzige Zazie die große Metropole und stellt mit diversen Streichen die groteske Welt der Erwachsenen auf den Kopf.

Ihre kindliche Sichtweise und intuitive Menschenkenntnis entlarven auf bizarre Weise deren Geheimnisse. Louis Malle, einer der vielseitigsten Regisseure der Nouvelle Vague, wendet klassische Filmtricks wie Zeitlupe, Zeitraffer, Wiederholungen und Verfremdung an, um die humorvolle literarische Vorlage von Raymond Queneau von 1959 in einen überzeugenden Film zu übertragen. Dabei zeichnet er ein wunderschönes Bild von Paris um 1960.
▾ ▸ Samstag, 18. Dezember 2021, 20 Uhr, Filmforum im Museum Ludwig: Andrej Tarkowskij, „Iwans Kindheit“
„Iwans Kindheit“
UdSSR 1962, Regie: Andrej Tarkowskij, 95 Min., 16 mm, dt. Fassung

Der Film beschreibt vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs die zerstörte Kindheit des 12-jährigen Iwan, der seine gesamte Familie verloren hat. Mit viel Glück aus dem deutschen Todeslager entflohen, dient Iwan jetzt der Roten Armee als Kundschafter an der Ukrainefront. Traumsequenzen mit der Erinnerung an friedliche und glückliche Tage lassen den Verlust und Schmerz erahnen, der ihn zur Rache an den Tätern treibt. Dem Willen seiner Vorgesetzten, ihn ins Hinterland auf die Militärakademie zu schicken, widersetzt er sich, denn nur an der Front glaubt er überhaupt noch handlungsfähig zu sein.

Die Geschichte beruht auf Wladimir Bogomolovs 1957 erschienenen Erzählung, die Tarkowskij in seinem ersten Spielfilm in starke Schwarz-Weiss-Bilder umsetzt. Er erweitert und unterbricht die linearen Handlungsstränge jedoch durch die Traumszenen und verfolgt damit in poetischer Weise den Gedanken, dass auch Kinder Opfer des Krieges sind, die um ihre Kindheit und um ihre Zukunft betrogen werden.

„Iwans Kindheit“ gewann den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig 1962.


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Das Programm wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Köln, dem wir danken.


Gefördert durch: Stadt Köln, Kulturamt