Filmarchiv
Schönecker
Köln


Die Sammlung Leo Schönecker

Ein Filmprogramm mit Filmen aus dem Archiv Schönecker


02. März – 14. Dezember 2024
18. März – 16. Dezember 2023
10. März – 17. Dezember 2022
23. Januar – 18. Dezember 2021
25. Januar – 12. Dezember 2020
19. Januar – 14. Dezember 2019
25. Januar – 13. Dezember 2018
9. Juni – 17. Dezember 2017


PDF-Download Filmprogramm (1.06 MB)


Veranstalter


Edith Schönecker, Julia Schönecker-Roth, Joachim Steinigeweg


Veranstaltungsort


Filmforum im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1
50667 Köln
www.filmforumnrw.de


Eintritt


6,50 € / 5,50 € ermäßigt
Karten an der Kinokasse


Vorwort


Weitgehend unbekannt in der Öffentlichkeit existiert in Köln eine Filmsammlung, die hohen Wert auf die Qualität der enthaltenen Filme legt und einen weiten Überblick über das internationale Filmschaffen bietet.

Seit Mitte der Fünfziger Jahre engagierte sich der Kölner Leo Schönecker nicht nur in Arbeitskreisen und Diskussionsrunden zu filmthematischen Fragen, sondern er begann, selbst Filme zu sammeln, vorzuführen und zu verleihen. Seine Sammlung wurde bis zu seinem Tod im Jahr 2013 beständig fortgeführt und erweitert.

Unter Filmkennern und Kuratoren war die Sammlung bekannt, gerne griff man auf die Bestände dort zurück. Insgesamt enthält das Archiv rund 1.200 Filmtitel. Nun ist es an der Zeit, diese Kostbarkeit öffentlich vorzuzeigen. Die Filme liegen sämtlich in analoger Form vor, meistens im Format 16 mm, etliche im Format 35 mm.

In den Kinos hat unterdessen seit einigen Jahren die Digitalisierung Einzug gehalten. Eine Vorführung von „richtigem“ Zelluloid hat inzwischen Ereignischarakter. Bei der Vorführung von Zelluloid gibt es Artefakte, die jede Kopie einzigartig machen. Es sind diese Gebrauchsspuren wie Schmutzpartikel, Kratzer, Bildstandsbewegungen etc. In jede Filmkopie ist somit auch die Geschichte ihrer Aufführungen mit eingeschrieben. Auch diesen Aspekt wollen wir vorstellen und die Vor- und Nachteile digitaler und analoger Vorführungen sichtbar machen.


Programm


▾ ▸ Freitag, 9. Juni 2017, 20:00 Uhr: Ken Loach, „Raining Stones“
„Raining Stones“
Großbritannien 1993, Regie: Ken Loach, 91 Min., dt. Fassung, 16 mm

Für den vierzigjährigen Bob ist das Leben in einer nordenglischen Wohnsiedlung längst zum täglichen Drahtseilakt geworden. Die Schicksalsschläge treffen ihn „Schlag auf Schlag“ („Raining Stones“). Kaum schafft er es, seine Familie zu ernähren. Aber er will es sich beweisen: Seine Tochter Coleen soll zur Kommunion das schönste Kleid bekommen. Um das bezahlen zu können, verschuldet er sich hoch beim örtlichen Kredithai. Als der mit seinen Forderungen auf Rückzahlung immer brutaler wird, will Bob sich zur Wehr setzen. Er bewaffnet sich mit dem großen Schraubenschlüssel…

In Kooperation mit dem jfc Medienzentrum.
▾ ▸ Samstag, 10. Juni 2017, 20:00 Uhr: Michelangelo Antonioni, „La Notte“
„Die Nacht“ (La Notte)
Italien/Frankreich 1960, Regie: Michelangelo Antonioni, 121 Min., s/w, dt. Fassung, 35 mm

„La Notte“ ist einer der einflussreichsten Filme des italienischen Nachkriegskinos, der auch heute noch wegen seiner hervorragenden Darsteller fasziniert. In kühlen Schwarz-Weiß-Bildern inszeniert Antonioni die Geschichte einer gescheiterten Ehe und stellt die Vereinzelung der Menschen dar und ihre Unfähigkeit zur Kommunikation. Antonioni festigte mit diesem Film seine Rolle als einer der anspruchsvollsten europäischen Filmemacher.
▾ ▸ Freitag, 16. Juni 2017, 20:00 Uhr: Alexander Sokurow, „Der Geweihte“
„Der Geweihte“
UdSSR 1989, Regie: Alexander Sokurow, Oleg Tepzow, 122 Min., Original mit dt. Untertiteln, 35 mm

Der russische Regisseur Alexander Sokurow ist einer der Filmemacher, die die Veränderungen und Mängel der russischen sozialistischen Gesellschaft mit nahezu seismographischer Genauigkeit festhalten. So erstaunt es nicht, dass er jahrelang verboten war. Auch in diesem Film »Der Geweihte«, den er gemeinsam mit seinem Kollegen Tepzow realisierte, taucht er in den offiziellen Titeln nicht auf. Aber seine Handschrift ist unverkennbar:
In Bildern, die unter die Haut gehen, hält er den damaligen Zustand des russischen Landes und der russischen Seele sowie die Verwerfungen der gesellschaftlichen Veränderungen fest. Er nutzt dazu Bilder von apokalyptischen Visionen, Szenen voller Grauen und irrwitziger Komik.
Sucht man in diesem vielschichtigen Film nach einer Handlung, so findet man die Geschichte eines - selbsternannten? - Engels, der die Welt betrachtet. Und manchmal auch eingreifen möchte...
▾ ▸ Samstag, 17. Juni 2017, 20:00 Uhr: Stefan Trampe, „Der Kontrolleur“
„Der Kontrolleur“
Deutschland 1994, Regie: Stefan Trampe, 61 Min., 16 mm

Hermann geht zur Arbeit: Er ist Grenzschützer der DDR am Autobahnkontrollpunkt Drewitz. Sein Arbeitsplatz ist leer, Gras sprießt zwischen den Betonplatten. Kein Wunder: Wir schreiben das Jahr 1994, die DDR gibt es seit Jahren nicht mehr. Dennoch hält Hermann an seiner alten Ordnung fest, als sei nichts geschehen. Seine Uniform repräsentiert das Machtgefüge eines längt untergegangenen Staates und gibt ihm das „Recht“, Eindringlinge zu verhaften.

Trampe schuf einen eindringlichen Film über einen Menschen, der nicht bereit ist, den gesellschaftlichen Veränderungen zu folgen. Oder der dazu nicht in der Lage ist…
▾ ▸ Sonntag, 18. Juni 2017, 19:00 Uhr: Filme von Peter Nestler
Filme von Peter Nestler

Peter Nestler studierte zunächst Malerei an der Kunstakademie München und arbeitete seit dem Ende der Fünfziger Jahre als Darsteller. Seine Ambitionen gingen jedoch in eine andere Richtung. 1962 drehte er seinen ersten Dokumentarfilm „Am Siel“. Für „Aufsätze“ (1963) erhielt er die Kulturfilmprämie des Bundesinnenministers. Seit seinem Werk „Von Griechenland“ (1965) war in der Bundesrepublik Deutschland jedoch kein Sender mehr bereit, einen Film des als linkslastig geltenden Peter Nestler mitzufinanzieren und auszustrahlen. 1966 emigrierte er nach Schweden und wurde Mitarbeiter bei Sveriges Radio. Gezeigt werden die Filme:

„Mülheim/Ruhr“, Deutschland 1964, s/w, 14 Min., 16 mm
„Rheinstrom“, Deutschland 1966, s/w, 13 Min., 16 mm
„Die Donau rauf“, Schweden 1970, 28 Min., 16 mm
„Spanien!“, Deutschland 1973, 45 Min., 16 mm
▾ ▸ Freitag, 23. Juni 2017, 20:00 Uhr: Bernd Schwamm, „Der Paradiesgarten“
„Der Paradiesgarten“
Deutschland 1970, Regie: Bernd Schwamm, s/w, 76 Min., 16 mm

Die Handlung des Films ist schnell erzählt: Eine Frau kann sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden. Alle drei leiden.

In elegischen Bildern, in erlesen komponiertem Schwarz-Weiss erzählt der Film diese Geschichte so langsam, dass man immer wieder meint, der Film sei zum Stillstand gekommen. „Der Paradiesgarten“ ist eine Hommage an den Stummfilm; und er basiert auf den Schriften von E. T. A. Hoffmann, einem romantischen Schriftsteller und Komponisten an der Wende zum 19. Jahrhundert. Ein Kunstwerk wie aus der Zeit gefallen.
▾ ▸ Samstag, 24. Juni 2017, 20:00 Uhr: Filme von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet
Filme von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet

Jean-Marie Straub (* 8. Januar 1933 in Metz) und Danièle Huillet (* 1. Mai 1936 in Paris, † 9. Oktober 2006 in Cholet) sind ein französisches Filmemacher-Paar, das in Italien lebte, seine Filme jedoch häufig in deutscher Sprache drehte. Ihre Filme gelten als schwer zugänglich, immer jedoch setzen sie sich auf politische Weise mit ihrem Thema auseinander. Sie bekamen von Kritikern in der Regel höchste Anerkennung, der Erfolg beim Publikum blieb schon allein aufgrund der strengen Film- und Bildsprache aus. Straub/Huillet folgen der brechtschen Forderung, dass die Schauspieler ihr Spiel als Zitat kennzeichnen und so dem Publikum die Illusion einer Geschichte verweigern sollen.


„Nicht versöhnt“ oder „Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht“
Deutschland 1965, 53 Min., s/w, dt. Fassung, 16 mm

In der Kölner Architektenfamilie Fähmel brechen anlässlich des 80. Geburtstags des Familienoberhauptes alte Konflikte und Auseinandersetzungen wieder auf.


„Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter“
Deutschland 1968, 23 Min., s/w, dt. Fassung, 16 mm

Straub hatte, einer Einladung von Fassbinder folgend, am Münchener Action-Theater eine gekürzte Fassung des Theaterstücks „Krankheit der Jugend“ von Ferdinand Bruckner inszeniert. Aus dieser Arbeit schuf er anschließend einen Kurzfilm, der die Geschichte der Figuren fortführte.


„Moses und Aaron“
Deutschland 1974, 105 Min., dt. Fassung, 16 mm

Formal strenge Verfilmung der gleichnamigen Oper von Arnold Schönberg, der durch seine Zwölftonmusik bekannt wurde.


Noch ein Hinweis: Der letzte von Jean-Marie Straub gedrehte Film „Kommunisten“ wird am Dienstag, 27. Juni 2017 um 20:00 Uhr in der interkulturellen Reihe „Allerweltskino“ laufen. Ort: Off-Broadway, Zülpicher Str. 24, 50674 Köln.
▾ ▸ Freitag, 7. Juli 2017, 17:30 Uhr: René Clair, „Die Festung fällt, die Liebe lebt“
„Die Festung fällt, die Liebe lebt“ (Les fêtes galantes)
Frankreich 1965, 93 Min., dt. Fassung, FSK: ab 12, Regie: René Clair, 35 mm

„Les fêtes galantes“ ist der letzte von René Clair gedrehte Film. Es handelt sich um eine Persiflage auf Helden- und Kriegslegenden, die als ironisch inszenierte Abenteuerkomödie daherkommt.

Irgendwann und irgendwo im 18. Jahrhundert: Marschall von Allenberg hat sich mit seinen Truppen in seine Festung zurückgezogen. Sein Widersacher, Prinz Beaulieu, beschließt, die Festung auszuhungern. Angesichts seiner eigenen Leidenschaft für Feste und opulente Dinners ein fürwahr grausames Vorhaben. Prinzessin Helene beauftragt den Heißsporn Joli-Coeur die feindlichen Linien zu durchbrechen. Es folgen turbulente Verwicklungen mit Abenteuern und Gefahren, Joli-Coeur ist abwechselnd Held oder Kriegsgefangener. Schließlich gelingt es der Prinzessin, den unsinnigen Krieg zu beenden.
▾ ▸ Freitag, 14. Juli 2017, 20:00 Uhr: Wsewolod Pudowkin, „Die Mutter“
„Die Mutter“ (Мать)
Stummfilm, UdSSR 1926, Regie: Wsewolod Pudowkin, 88 Min., s/w, Original mit dt. und frz. Untertiteln, 16 mm

In Anlehnung an die Romanvorlage von Maxim Gorki erzählt der Film die tragische Geschichte einer Arbeiterfamilie im Jahre 1905. Der junge Arbeiter Pawel schließt sich der revolutionären Arbeiterbewegung an, organisiert Streiks und versteckt Waffen, während sich sein Vater, ein labiler Säufer, gegen die Streikenden einsetzen lässt. Bei einer Schlägerei wird der Vater erschossen. Vergeblich versucht die Mutter nach einer Hausdurchsuchung die Verhaftung ihres Sohnes zu verhindern. Pawel gelingt während einer Protestkundgebung die Flucht aus dem Gefängnis und er nimmt als Fahnenträger an der Demonstration teil. Er stirbt im Kugelhagel der Soldaten ebenso wie seine Mutter, die die Fahne von ihm übernommen hat.

„Obwohl die private Geschichte in symbolischer Verknappung zur politischen Parabel stilisiert wird, bleiben die eindrucksvollen Bildmetaphern Bestandteil der Handlung und lassen den Darstellern Raum zur psychologischen Vertiefung der Charaktere, die weit mehr als bloße sozialistische Modelltypen sind.“ (Lexikon des internationalen Films)

Die Vorführung wird vom Stummfilmpianisten Wilfried Kaets begleitet.
▾ ▸ Samstag, 15. Juli 2017, 20:00 Uhr: Jazzfilme aus dem Archiv Schönecker
Ein Abend mit Jazzfilmen aus dem Archiv Schönecker

„St. Louis Blues“
Regie: Dudley Murphy, USA 1929, 16 Min., s/w, 16 mm

Ein dramatisierter Spielfilm, der auf dem gleichnamigen Blues von W. C. Handy basiert. Mit dem James-P.-Johnson-Orchester , Isabel Washington und dem Hall-Johnson-Chor sowie mit der Sängerin Bessie Smith (1894–1937) in ihrem einzigen Filmauftritt. Die Szenen in einer Kneipe (honky tonk) rund um das verbotene Glücksspiel und Zuhälterei werden durch die Stimme der großartigen Bessie Smith zu einer fantastischen Filmdokumentation des frühen Schwarzen Blues.


„Bundle of Blues“
Regie: Fred Waller, USA 1933, 8 Min., s/w, 16 mm

Elegantes Hollywood-Musicalshort vom Paramount Filmstudio featuring Duke Ellington’s Orchestra mit Bessie Dudley, Ivie Anderson (voc) mit drei ihrer bekanntesten Songs: „Stormy Weather“, „Bugle Rag Call“ und „Rockin’ in Rhythm“. Zudem eine Tanzeinlage von Lorence Hall.


„Film Vodvil No. 1 – Cootie Williams Orchestra“
Regie: Ben K. Blake und Leonard Weiss, USA 1943, 9 Min., s/w, 16 mm

Ein vergnüglicher Filmshort der Columbia Pictures von einer Show in Harlem mit prominenter Besetzung: Cootie Williams (tp), Eddie „Cleanhead“ Vinson (ts, voc), Sam „The Man“ Taylor (ts), Laurel Watson (voc) und den Steptänzern Leon James, Dottie Mae Johnson, Douglas Brothers, Lindy Hoppers. Titel : „Things Ain’t The Way They Used To Be“ und „Keep On Jumpin'“.


„Jammin’ The Blues“
Regie: Gjon Mili, USA 1944, 10 Min., s/w, 35 mm

Ein wunderschöner Jazzfilm-Klassiker mit sieben vorzüglichen Solisten aus dem Swing-Orchester von Count Basie, darunter die Legenden Lester Young (ts), Illinois Jacquet (ts), Harry „Sweets“ Edison (tp), Dickey Wells (tb), Barney Kessel (g), Red Callender (b), Jo Jones bzw. Sid Catlett (dm) und die groovige Sängerin Mary Bryant. Der Modephotograph Gjon Mili (1904–1984) filmte im Auftrag von Jazz-Impressario Norman Granz diese denkwürdige Jam-Session in einem Filmstudio in Hollywood ab. Die filmischen Ausdrucksmittel und die fantasievolle Montage wurde dabei ganz dem „Drive“ des Black Swing und den Bewegungen der Akteure angepasst, sodass die Musik adäquat „verbildlicht“ wurde. Zu hören und zu erleben sind folgende Nummern: „The Midnight Symphony“, „On The Sunny Side Of The Street“, „Jammin’ The Blues“.


„Jazz Dance“
Regie: Roger Tilton, USA 1956, 22 Min., s/w, 35 mm

Der experimentelle Kurzfilm der amerikanischen Direct-Cinema-Bewegung (Kamera: Richard Leacock) dokumentiert ein Jazz- und Tanz-Ereignis im Central Plaza Ballroom in Manhattan mit der Band von Jimmy McPartland (tp), Pee Wee Russell (cl), Jimmy Archey (tb), Willie „The Lion“ Smith (p), Pops Foster (b), George Wettling (dm): „Blues“, „Ballin’ The Jack“, „Royal Garden Blues“, „When The Saints Go Marchin’ In“. Der Dokumentarfilm, in dem auch die fantastischen Tap-Dancer und Komiker Leon James und Al Minns auftreten, lebt vor allem auch durch seine Kameraoptik und die hervorragende Montage des Materials.


Texte: Helmut Weihsmann, in: Kino im Sprengel, Hannover
▾ ▸ Sonntag, 16. Juli 2017, 19:00 Uhr: Edward Sedgwick, „The Cameraman“
„The Cameraman“
Stummfilm, USA 1928, Regie: Edward Sedgwick, 69 Min., s/w, englische Originalfassung, 16 mm

Buster Keaton gilt als der große Stummfilmkomiker, der niemals lachte. Gerade sein versteinertes Gesicht beim Umgang mit den Tücken der Technik, der Liebe und des Lebens ist der Grundpfeiler seiner Komik. Mit perfektem Körpereinsatz spielt er auch die gefährlichsten Szenen selbst. So auch in „The Cameraman“: Um seine Angebetete Sally zu beindrucken, verdingt sich Buster als Kameramann bei der Wochenschau. Natürlich hat von der Arbeit als Filmreporter keine Ahnung. Zum Glück helfen ihm Sally und das Schicksal selbst.

Die Vorführung wird begleitet vom Stummfilmpianisten Wilfried Kaets.
▾ ▸ Samstag, 29. Juli 2017, 20:00 Uhr: Philippe Garrel, „Les Hautes Solitudes“
„Les Hautes Solitudes“
Stummfilm, Frankreich 1974, Regie: Philippe Garrel, 80 Min., s/w, 16 mm

Drei Frauen in einer Wohnung in Paris. Nico, die Sängerin aus Köln und Muse Garrels, und zwei befreundete Schauspielerinnen, Jean Seberg und Tina Aumont. In schwarz-weiss, grobkörnig, manchmal unscharf. Und ohne Ton. Gesichter in Großaufnahme, Augen, Münder. Man sieht sie sprechen, ohne sie zu verstehen. Jean Seberg liegt im Bett und weint oder sie raucht Zigaretten. Manchmal schaut sie direkt in die Kamera. Oder sie lächelt unter der Kapuze ihres Capes hervor. Sie spielt Suizid, nimmt Tabletten, bis Garrel sie stoppt. Ein Film von großer Intensität und voller Melancholie. Eine Bilanz? Oder Prophetie? Jean Seberg wurde 1979 tot aufgefunden, mit Schlaftabletten und einem Abschiedsbrief. (Text: Kino arsenal, Berlin)

„Meine Idee war es, einen Film aus ‚Outtakes‘ zu machen. Outtakes von einem Film, der als fertiger Film gar nicht existieren sollte. Ich wollte vor allem Jean Sebergs Gesicht in Großaufnahmen und ich wollte es in einer rauen Ästhetik. Ihr Manager, ihre Freunde, eigentlich alle dachten, ich würde spinnen. Ich ging einfach jeden Tag mit meiner Kamera zu Sebergs Appartement und filmte drauf los, ohne Drehbuch. Keiner glaubte, dass man so einen Film machen könne, aber ihr machte es nichts aus, sie war total unvoreingenommen. Für mich ist ‚Les Hautes Solitudes‘ ebenso sehr ein Film von ihr wie von mir.“ (Philippe Garrel)
▾ ▸ Samstag, 12. August 2017, 20:00 Uhr: Tony Palmer, „Bird on a Wire – Leonard Cohen”
„Bird on a Wire – Leonard Cohen”
Großbritannien 1974, Regie: Tony Palmer, 90 Min., 16 mm

Der Kanadier Leonard Cohen, der am 7. November 2016 im Alter von 82 Jahren starb, gilt als einer der großen Poeten und Songwriter. 1972 begleitete der berühmte britische Filmemacher Tony Palmer den damals 37-Jährigen auf seiner Welttournee durch 20 Städte von Dublin bis Jerusalem. Der Film zeigt Cohen und seine Band backstage in Interviews, auf der Bühne und auf der Reise. Tony Palmer dokumentierte die Tour ungeschminkt mit allen logistischen Unzulänglichkeiten, technischen Problemen, Spontaneitäten und emotionalen Ausbrüchen. Das Ergebnis war ein ungeschminktes Portrait, das Cohens Management zunächst sperren und umschneiden ließ. Erst 2009 stellte Palmer die ursprüngliche Fassung des Films wieder her, den die BBC restaurieren ließ.

Wir zeigen den großen Melancholiker Cohen in der von ihm „zensierten“ Fassung von 1974.

„All songs have a political meaning, because loneliness is a political act today. The reason why we are lonely is that we have not organized our lives so that we can meet ourselves and each other. So loneliness itself is a political act. And every song about loneliness is a political song.“ (Leonhard Cohen)
▾ ▸ Sonntag, 3. September 2017, 19:00 Uhr: Karel Reisz, „Samstagnacht bis Sonntagmorgen“
„Samstagnacht bis Sonntagmorgen“ (Saturday Night and Sunday Morning)
Großbritannien 1960, Regie: Karel Reisz, 89 Min., s/w, dt. Fassung, 16 mm

Nottingham, Ende der Fünfziger Jahre: Arthur ist Fabrikarbeiter und er lebt ausschließlich auf die Wochenenden hin, an denen er aus der Enge seiner Lebensumstände ausbrechen kann. Es gibt Bier, Kino und Sex mit Brenda, der Frau seines Arbeitskollegen. Was er auf keinen Fall will: So leben wie seine Eltern. Probleme tauchen auf, als Brenda von ihm schwanger wird. Aber da ist ja auch noch Doreen, die aber zielstrebig auf eine Hochzeit hinarbeitet. Ist das Arthus Zukunft, ein Leben eingemauert in ein Reihenhaus, mit Frau, Kindern, Garten?

„Samstagnacht bis Sonntagmorgen“ ist der erste Spielfilm des gebürtigen Tschechen Karel Reisz, der zusammen mit Tony Richardson und Lindsay Anderson das sozialkritische „Free Cinema“ begründete.
▾ ▸ Sonntag, 19. Oktober 2017, 19:00 Uhr: Ingmar Bergmann, „Persona“
„Persona“
Schweden 1966, Regie: Ingmar Bergmann, 84 Min., s/w, dt. Fassung, 16 mm

Die Schauspielerin Elisabeth verliert mitten in der Elektra-Aufführung ihre Stimme und ihren Lebensmut. Sie wird zur Erholung in ein Landhaus am Meer geschickt, ihr zur Seite steht die Krankenschwester Alma. Die beiden Frauen freunden sich an. Scheint es. Oder nutzt Elisabeth die Anwesenheit Almas aus? Oder bezieht sie ihre Lust daraus, dass Alma ihre tiefsten Geheimnisse preisgibt? Immer mehr scheinen Elisabeth und Alma zwei Seiten ein und derselben Person zu sein.

Regisseur Ingmar Bergmann erklärte, er sei durch die große Ähnlichkeit der beiden Schauspielerinnen Liv Ullmann und Bibi Anderson zu diesem Film angeregt worden.
▾ ▸ Mittwoch, 1. November 2017, 19:00 Uhr: Andrezej Wajda, „Der Kanal“
„Der Kanal“ (Kanal)
Polen 1956/57, Regie: Andrzej Wajda, dt. Fassung, 90 Min., 16 mm

Als der Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer im Herbst 1944 scheitert, versuchen Soldaten der Freiheitsarmee und Zivilisten, durch die Kanalisation aus dem eingeschlossenen Stadtkern zu entkommen. Oberleutnant Zadra führt seine stark dezimierte Kompanie, in der auch Frauen sind, durch die dunklen, stinkenden Kloaken, aus denen es kein Entrinnen gibt. Im Zentrum der Erzählung entwickeln sich Liebesromanzen, die die Helden aber auch nur in den Tod führen. Das erschütternde Kriegsdokument beruht auf der biographischen Kurzerzählung des Drehbuchautors Jerzy Stawinsky. Andrzej Wajda und sein Kameramann Jerzy Lipman verdichten diese im Film mit dramatischen Hell-Dunkel-Kontrasten zu einer ausdrucksstarken Tragödie.

„Der Kanal“ war der zweite Spielfilm des damals 31-jährigen Regisseurs, mit dem er beim internationalen Filmfestival in Cannes 1957 die Goldene Palme gewann.
▾ ▸ Sonntag, 17. Dezember 2017, 19:00 Uhr: Michail Kalatosow, „Wenn die Kraniche ziehen“
„Wenn die Kraniche ziehen“ (Летят журавли / Letjat shurawlij)
UdSSR 1957, Regie: Michail Kalatosow, dt. Fassung, 95 Min., 16 mm

Frühjahr 1941 in Moskau. Veronika und Boris wollen heiraten, doch Boris zieht in den Krieg. Als Veronika bei einem Luftangriff ihre Eltern und ihr Heim verliert, nehmen Boris’ Eltern sie auf. In Panik versetzt durch einen erneuten Luftangriff, lässt sie sich von dem Bruder ihres Geliebten verführen. Sie heiraten, doch insgeheim wartet Veronika auf die Rückkehr von Boris, der in der Zwischenzeit gefallen ist. Als seine Kompanie aus dem Krieg zurückkehrt, muss sie die schmerzliche Wahrheit seines Todes realisieren.

Auf sensible Weise zeigt Kalatosow nicht den heldenhaften Vaterländischen Krieg, sondern die individuellen Schicksale, die an der Tragik des Krieges zerbrechen.

„Wenn die Kraniche ziehen“ erhielt 1958 die Goldene Palme in Cannes.


Das Programm wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Köln, dem wir danken.

Gefördert durch: Stadt Köln, Kulturamt