Filmarchiv
Schönecker
Köln


Die Sammlung Leo Schönecker

Ein Filmprogramm mit Filmen aus dem Archiv Schönecker


02. März – 14. Dezember 2024
18. März – 16. Dezember 2023
10. März – 17. Dezember 2022
23. Januar – 18. Dezember 2021
25. Januar – 12. Dezember 2020
19. Januar – 14. Dezember 2019
25. Januar – 13. Dezember 2018
9. Juni – 17. Dezember 2017


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Veranstalter


Edith Schönecker, Julia Schönecker-Roth, Joachim Steinigeweg


Kontakt


Joachim Steinigeweg
Alteburger Str. 113
50678 Köln


Veranstaltungsorte


Filmforum im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1
50667 Köln
www.filmforumnrw.de

Traumathek
Engelbertstraße 45
50674 Köln
www.traumathek.de


Eintritt


7,00 € / 6,00 € ermäßigt
Karten an der Kinokasse


Vorwort


Weitgehend unbekannt in der Öffentlichkeit existiert in Köln eine Filmsammlung, die hohen Wert auf die Qualität der enthaltenen Filme legt und einen weiten Überblick über das internationale Filmschaffen bietet.

Seit Mitte der Fünfziger Jahre engagierte sich der Kölner Leo Schönecker nicht nur in Arbeitskreisen und Diskussionsrunden zu filmthematischen Fragen, sondern er begann, selbst Filme zu sammeln, vorzuführen und zu verleihen. Seine Sammlung wurde bis zu seinem Tod im Jahr 2013 beständig fortgeführt und erweitert.

Unter Filmkennern und Kuratoren war die Sammlung bekannt, gerne griff man auf die Bestände dort zurück. Insgesamt enthält das Archiv rund 1.200 Filme, meistens im Format 16 mm, etliche im Format 35 mm. Neben bekannten Titeln
finden sich in der Sammlung seltene und unbekannte Filme, die selten öffentlich vorgeführt wurden.

Um dies nachzuholen, setzen wir nun schon im vierten Jahr die Filmreihe zur Sammlung Leo Schönecker an zwei Spielstätten fort, im Filmforum im Museum Ludwig und in der Traumathek. Im Programm sind einige Klassiker der Filmgeschichte, die es lohnt, immer wieder anzusehen, aber auch Raritäten. Die Vorführungen werden von Referenten begleitet, die in den Film einführen.

In den Kinos hat seit einigen Jahren die Digitalisierung Einzug gehalten. Eine Vorführung von „richtigem“ Zelluloid hat inzwischen Ereignischarakter. Bei der Vorführung von Zelluloid gibt es Artefakte, die jede Kopie einzigartig machen. Es sind dies Gebrauchsspuren wie Schmutzpartikel, Kratzer, Bildstandsbewegungen etc. In jede Filmkopie ist somit auch die Geschichte ihrer Aufführungen mit eingeschrieben. Auch diesen Aspekt wollen wir vorstellen und die Vor- und Nachteile digitaler und analoger Vorführungen sichtbar machen.


Programm


▾ ▸ Samstag, 25. Januar 2020, 20 Uhr, Filmforum: Peter Lilienthal, „Es herrscht Ruhe im Land“
„Es herrscht Ruhe im Land“
BRD 1975, Regie: Peter Lilienthal, 103 Min., 16 mm

In Las Piedras, einer Kleinstadt in Südamerika, werden in der zum Gefängnis umgebauten Kaserne politische Gefangene inhaftiert. Die Verwandten draußen organisieren ein Hilfskomitee, das überall auf angstvolle Sympathie stößt. Als einem Teil der Häftlinge durch eingeschmuggelte Waffen und Uniformen der Ausbruch gelingt, übernimmt das Militär die Macht in der Stadt. Es richtet nicht nur unter den zurückgebliebenen Häftlingen ein blutiges Massaker an, sondern sperrt nahezu die gesamte Zivilbevölkerung in das örtliche Fußballstadion. So herrscht wieder Ruhe im Land.

In den Siebziger Jahren wandte sich Lilienthal in mehreren Filmen den Problemen in Südamerika zu, die ihn seit seiner Jugend in Uruguay bewegten. Die Anspielungen auf Chile sind in diesem Film offensichtlich durch das dokumentarische Material von Straßenkämpfen zwischen Angehörigen des chilenischen Militärs und der Bevölkerung. Mit der sehr persönlichen Schilderung der Geschehnisse aus der Perspektive der Protagonisten schafft es Lilienthal, den Zuschauer emotional in den Bann zu ziehen.

„Es herrscht Ruhe im Land“ erhielt 1976 den Deutschen Filmpreis.
▾ ▸ Samstag, 29. Februar 2020, 20 Uhr, Filmforum: Ottomar Domnick, „Jonas“
„Jonas“
BRD 1957, Regie: Ottomar Domnick, 81 Min., 16 mm

In einer anonymen Stadt in den Fünfziger Jahren lebt der Einzelgänger und Druckereiarbeiter Jonas. Schuldgefühle aus dem Zweiten Weltkrieg quälen ihn, denn auf der Flucht aus dem Internierungslager hat er seinen verwundeten Kameraden im Stich gelassen, um sich selbst zu retten. Auch die Verkäuferin Nanni, die Jonas Gefühle und Zuneigung entgegenbringt, kann ihn nicht aus seiner seelischen Ausweglosigkeit befreien. Er bleibt gefangen in seinen Angstträumen, die sich in der Kälte der Großstadtkulisse widerspiegeln.

Der Kunstsammler und Psychoanalytiker Ottomar Domnick charakterisiert die Gefühlswelt der Hauptfigur nicht nur mit kontrastreichen, geometrisierenden Schwarzweißbildern, sondern auch mitdem Einsatz der experimentellen Musik von Winfried Zillig. Lediglich die Liberian Suite von Duke Ellington schlägt manchmal beruhigendere, hoffnungsvolle Töne an. In seiner neuartigen und irritierenden Filmsprache setzt sich „Jonas“ kritisch mit der Ästhetik des 50er-Jahre-Kinos auseinander und ist leider bis heute wenig bekannt als Vorläufer des Neuen Deutschen Films.
▾ ▸ Donnerstag, 5. März 2020, 20 Uhr, Traumathek: Jean-Luc Godard, „Lemmy Caution gegen Alphaville 60“
„Lemmy Caution gegen Alphaville 60“
Frankreich 1965, Regie: Jean-Luc Godard, 89 Min., 16 mm, dt. Fassung

Geheimagent Lemmy Caution reist in die futuristische Stadt Alphaville, deren Bewohner unter der rationalen Herrschaft des Computers Alpha 60 stehen. Entwickelt wurde dieser von Professor von Braun, dessen Tochter Natascha auf den Eindringling Caution angesetzt wird. Liebe, Gefühle und Poesie sind in dieser unmenschlichen und fremdartigen Stadt verboten. Dennoch bahnt sich zwischen dem unkonventionellen, unbeholfenen Privatdetektiv und der jungen Frau ein persönliches Verhältnis an.

Gedreht wurde der Film in den nächtlichen Straßen der Pariser Aussenbezirke. Die modernen Glas- und Betonfassaden mit ihren Neonreklamen bilden die futuristische Kulisse für Godards ohne weitere Spezialeffekte gedrehten Science-Fiction-Film. Zitate aus Literatur und Philosophie unterstreichen die symbolhaften Konnotationen des Thrillers, der mit Eddie Constantine und Anna Karina glänzend besetzt ist.

„Lemmy Caution gegen Alphaville 60“ gewann den Goldenen Bären der Berlinale 1965.
▾ ▸ Samstag, 21. März 2020, 20 Uhr, Filmforum: James W. Horne/Buster Keaton, „College“
„College“
USA 1927, Regie: James W. Horne/Buster Keaton, 62 Min., 16 mm, Stummfilm

Der Musterschüler Ronald hält zum Schulabschluss eine flammende Rede für die geistige Ertüchtigung und gegen den dümmlichen Sport. Damit erntet er das Missfallen seiner angebeteten Mary, der beliebtesten Schülerin. Um ihr zu imponieren, schreibt sich Ronald wie sie am Sportcollege ein und scheitert natürlich in allen Disziplinen. Mit Nebenjobs will er das teure Studium finanzieren, doch auch hier hat er kein glückliches Händchen. Durch einen Zufall wird Ronald kurzerhand als Steuermann des Ruderteams eingesetzt und führt seine Mannschaft trotz einiger Missgeschicke zum Sieg. Als er schließlich seine Verehrte aus den Armen eines aufdringlichen Nebenbuhlers befreit, steht einer Hochzeit nichts mehr im Wege.

Buster Keaton fasziniert auch in „College“ mit seiner akrobatischen Körperbeherrschung, die er seit jüngster Kindheit auf der Bühne trainiert hat. Sein Markenzeichen, die unerschütterlich stoische Miene, unterstreicht den klugen Humor dieser Komödie, bei der man auch Tränen lachen kann.

Die Vorführung wird vom Stummfilmpianisten Wilfried Kaets begleitet.
▾ ▸ Donnerstag, 2. April 2020, 20 Uhr, Traumathek: Roberto Rossellini, „Rom, offene Stadt“
„Rom, offene Stadt“
Italien 1945, Regie: Roberto Rossellini, 93 Min., 16 mm, dt. Fassung

Rom im Jahr 1944: Das faschistische Italien ist von der deutschen Wehrmacht besetzt, nachdem Italien das Achsenbündnis mit Deutschland aufgekündigt hat. Rom, eigentlich entmilitarisierte „offene Stadt“, steht unter dem Terror der SS. Doch bilden sich diverse Partisanengruppen, die gegen die Besetzung und auch den italienischen Faschismus Widerstand leisten. Der kommunistische Ingenieur Giorgio Manfredi, Don Pietro, ein katholischer Priester, der Drucker Francesco und seine schwangere Freundin Pina kämpfen im Untergrund. Als Giorgio und Don Pietro in Gefangenschaft geraten, gelingt es allerdings Gestapochef Major Bergmann auch mit schlimmster Folter nicht, seine Gegenspieler zum Verrat ihrer Organisation zu bewegen.

Unmittelbar nach Abzug der Deutschen begann Rossellini mit den Dreharbeiten, bei denen das vom Krieg geprägte Rom mit seinen Ruinen und Menschenschlangen vor den Lebensmittelläden die perfekte Kulisse bildete. Er verknüpfte dokumentarische Begebenheiten mit Fiktionalem zu einer Geschichte, die zu Recht als Klassiker des italienischen Neorealismus gilt.
▾ ▸ Donnerstag, 28. Mai 2020, 20 Uhr, Traumathek: Frank Beyer, „Nackt unter Wölfen“
„Nackt unter Wölfen“
DDR 1963, Regie: Frank Beyer, 116 Min., 16 mm

Im Frühjahr 1945 kommt der Pole Jankowski mit einem Transport ins Konzentrationslager Buchenwald. Er trägt einen Koffer bei sich, den er nicht aus der Hand geben will. Als die Häftlinge ein Kind darin entdecken, stehen sie vor einer schweren Entscheidung. Das Kind im Lager zu verbergen, ist nicht nur äußerst schwierig, es gefährdet auch die Arbeit einer illegalen Widerstandsgruppe. Unter Einsatz ihres Lebens retten sie schließlich das Kind vor der Vernichtung.

Frank Beyer verfilmte das 1958 veröffentlichte Buch von Bruno Apitz „Nackt unter Wölfen“ 1963 für die DEFA. Apitz war selbst acht Jahre lang KZ-Häftling. Sein Roman beruht auf eigenen Erlebnissen und auf der Geschichte des mit drei Jahren nach Buchenwald gebrachten Stefan Jerzy Zweig, die er allerdings nur vom Hörensagen kannte und in wesentlichen Punkten von den tatsächlichen Ereignissen abweichend darstellte.
▾ ▸ Samstag, 30. Mai 2020, 20 Uhr, Filmforum: Robert Bresson, „Tagebuch eines Landpfarrers“
„Tagebuch eines Landpfarrers“
Frankreich 1951, Regie: Robert Bresson, 115 Min., 16 mm, dt. Fassung

Ein junger kränklicher Pfarrer tritt seinen Dienst in einer armen nordfranzösischen Landgemeinde an. Er ist fest entschlossen, die Bewohner zu ihrem Glauben zurückzuführen. Doch die Bauern und auch die ansässige gräfliche Familie begegnen dem Geistlichen mit Misstrauen und Feindseligkeit. Zudem wird der junge Pfarrer immer wieder von unerträglichen Schmerzen gequält, die scheinbar von seiner asketischen Ernährung herrühren. Voller Furcht und Selbstzweifel flüchtet er sich in die Niederschrift seines Tagebuchs, in dem er seine Gedanken und Betrachtungen notiert.

Dieser Text, der auf dem gleichnamigen Roman von Georges Bernanos basiert, dominiert als Voice-Over den sparsam inszenierten Film. Bresson fand hier zu seinem einzigartigen Stil, durch eine distanzierte Betrachtung und das Mittel der Repetition Emotionen und Empathie beim Zuschauer zu schüren.

„Tagebuch eines Landpfarrers“ erhielt 1951 den Großen Preis der Jury auf den Filmfestspielen in Venedig.
▾ ▸ Samstag, 20. Juni 2020, 20 Uhr, Filmforum: Dušan Makavejev, „Ein Liebesfall“
„Ein Liebesfall“
Jugoslawien 1967, Regie: Dušan Makavejev, 79 Min., 16 mm, dt. Fassung

„Ein Liebesfall“ erzählt die tragische Liebesbeziehung der lebenslustigen Isabella, Telefonistin im Belgrader Fernmeldeamt, mit dem Rattenfänger Achmed. Gleich zu Beginn nimmt die makabre Szene im Leichenschauhaus vorweg, dass die Affäre zum Kriminalfall wird. Makavejev montiert die verschiedenen Erzählstränge wie eine Collage: Vorträge eines Sexualwissenschaftlers und eines Kriminologen unterbrechen in provokativer und entfremdender Weise den Handlungsverlauf ebenso wie Sequenzen aus einem Pornofilm und Szenen aus Dsiga Wertows „Donbass-Sinfonie“ von 1927.

Mit seinem anarchischen Humor und seiner eigenen Filmsprache hat sich der 2019 verstorbene Regisseur als systemkritischer Geist nicht nur im damaligen Jugoslawien einen Namen gemacht.
▾ ▸ Samstag, 11. Juli 2020, 20 Uhr, Filmforum: Thomas Koerfer, „Der Tod des Flohzirkusdirektors“
„Der Tod des Flohzirkusdirektors“
Schweiz 1975, Regie: Thomas Koerfer, 111 Min., 16 mm

Nach der Ermordung seiner hochbegabten Tiere muss Ottocaro Weiss seinen Flohzirkus einstellen und nach einer neuen Betätigung Ausschau halten. Der festliche Trauerumzug in einem Dorf bringt ihn auf eine skurrile Idee. Mit seiner Gehilfin Anja will er die Pest auf die Bühne bringen, um die Menschen aus ihrem trägen Konsumschlaf aufzurütteln. Pest bedeutet für ihn Freiheit und Gleichheit aller Menschen. In Johannes Wagner findet er einen Mäzen, der allerdings ganz andere Ziele verfolgt und aus einer Pestepidemie eigene Vorteile zur Unterdrückung der Menschen ziehen möchte.

Das Spielfilmdebüt des Schweizer Regisseurs Thomas Koerfer erhielt den Josef-von-Sternberg-Preis, Mannheim, für „die formal und inhaltlich gleich stark überzeugende filmische Übersetzung eines individuellen Bewusstwerdungsprozesses innerhalb einer etablierten Gesellschaft“.
▾ ▸ Samstag, 15. August 2020, 20 Uhr, Filmforum: John Schlesinger, „Nur ein Hauch Glückseligkeit“
„Nur ein Hauch Glückseligkeit“
Großbritannien 1962, Regie: John Schlesinger, 107 Min., 16 mm, dt. Fassung

Victor arbeitet als technischer Zeichner in einer nordbritischen Industriestadt. Er interessiert sich für die hübsche, zurückhaltende Ingrid, Schreibkraft im selben Betrieb. Nach ersten Flirts und Spaziergängen im dunklen Park kann er sie schließlich zum Sex überreden. Doch die folgende Schwangerschaft zwingt den Träumer Victor, Verantwortung zu übernehmen. Ihre eher bedrückende Hochzeitsfeier ist allerdings der Beginn eines zunehmend unerträglichen Familienlebens im Haus der Schwiegermutter. Als Ingrid eine Fehlgeburt erleidet, will Victor sie verlassen.

Mit nüchterner Wahrnehmung und sparsamen Mitteln inszenierte Schlesinger in seinem ersten Spielfilm die soziale, teils bittere Realität der einfachen Leute im englischen Arbeitermilieu.

„Nur ein Hauch Glückseligkeit“ gewann den Goldenen Bären der Berlinale 1962.
▾ ▸ Donnerstag, 3. September 2020, 20 Uhr, Traumathek: Eric Rohmer, „Liebe am Nachmittag“
„Liebe am Nachmittag“
Frankreich 1972, Regie: Eric Rohmer, 97 Min., 16 mm, dt. Fassung

Das Leben des erfolgreichen Anwalts Frédéric klingt wie aus einem Werbeslogan: guter Job, großes Auto, und seine Frau Hélène erwartet gerade das zweite Kind. Dennoch fühlt er sich zu der attraktiven Chloé hingezogen, die er von früher kennt und überraschend wiedertrifft. Er verbringt immer mehr Zeit mit ihr und gerät darüber in den Zwiespalt zwischen der Liebe zu seiner Frau und dem Verlangen nach der verführerischen Chloé.

„Liebe am Nachmittag“ ist der letzte Film von Rohmers sechsteiligem Zyklus der „moralischen Erzählungen“, bei denen es allerdings weniger um Moral geht als um die menschliche Selbstkontrolle. Hinter der einfach wirkenden Erzählung von Alltags- und Beziehungsgeschichten bestimmt die Fähigkeit zur Reflexion die Aktionen der Protagonisten. Eric Rohmer zählt zu den Hauptakteuren der französischen Nouvelle Vague, die von der Filmkritik zur Filmregie kamen, um die moderne Welt so auf die Leinwand zu bringen, wie sie sie erlebten.
▾ ▸ Samstag, 12. September 2020, 20 Uhr, Filmforum: Alfred Hitchcock, „The Lodger“
„The Lodger“
Großbritannien 1927, Regie: Alfred Hitchcock, 91 Min., 16 mm, Stummfilm mit engl. Zwischentiteln

Ein Mörder versetzt die Bewohner Londons in Angst und Entsetzen. Schon sieben junge, blonde Frauen sind ihm zum Opfer gefallen. Jedes Mal hat er wie eine Visitenkarte einen Zettel mit dem Wort RÄCHER, eingepasst in ein Dreieck, hinterlassen. Es gibt zwar Zeugen, die den Täter als einen großen, vermummten Mann beschreiben, aber immer kann er entkommen. Der neue Mieter eines Privatzimmers weckt aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens den Argwohn der Hausherrin. In seinem Zimmer sammelt er Zeitungsausschnitte über die Morde, und auf dem Stadtplan hat er die Tatorte mit einem Dreieck markiert. Außerdem hat er ein Auge auf die Tochter des Hauses geworfen.

„The Lodger“ war Hitchcocks erster Thriller und der Film, den er selbst später als „ersten echten Hitchcock-Film“ bezeichnen sollte. Sein geistreicher Humor und das Grundmotiv des unschuldig Verfolgten, das er immer wieder variieren sollte, bleiben prägende Elemente seiner Filme.

Die Vorführung wird vom Stummfilmpianisten Wilfried Kaets begleitet.
▾ ▸ Donnerstag, 8. Oktober 2020, 20 Uhr, Traumathek: John Huston, „Der Malteserfalke“
„Der Malteserfalke“
USA 1941, Regie: John Huston, 100 Min., 16 mm, dt. Fassung

Kaum hat die Privatdetektei Spade & Archer den Auftrag der attraktiven jungen Ruth Wonderly zur Suche nach ihrer verschwundenen Schwester übernommen, wird Miles Archer erschossen aufgefunden. Sam Spade, ein eher unsympathischer Typ, gilt zunächst als Hauptverdächtiger, da er eine Liaison mit Miles Frau Iva hatte. Auf der Suche nach dem wahren Mörder gerät Spade in ein Netz aus Intrigen und Lügen. Bei nächtlichen Taxifahrten und häufigen Ortswechseln kommen schließlich immer mehr Personen ins Spiel, die alle dem berüchtigten Kunstschatz, dem Malteserfalken, auf der Spur sind.

Das Regiedebüt von John Huston gilt als Krimiklassiker, der das Genre des Film-Noir begründete und Humphrey Bogart, der in fast jeder Szene des Films zu sehen ist, zum Star machte.
▾ ▸ Samstag, 17. Oktober 2020, 20 Uhr, Filmforum: Rainer Werner Fassbinder, „Götter der Pest“
„Götter der Pest“
BRD 1970, Regie: Rainer Werner Fassbinder, 91 Min., 16 mm

Mit dem Kommentar „bis zum nächsten Mal“ wird der Gewohnheitsverbrecher Franz Walsch nach längerer Haft aus dem Gefängnis entlassen. Doch er weiß nicht so recht, was er mit seiner Freiheit anfangen soll. Die alte Beziehung zu Joanna, Sängerin in einem Nachtclub, ist ihm lästig, weil er sich von ihr eingeschränkt fühlt. Auch Joannas Geld will er nicht. Emotionslos und gleichgültig beginnt er eine neue Affäre mit Margarethe. Der Mord an seinem Bruder Marian berührt ihn ebenfalls nicht. Im Gegenteil, mit dessen Mörder Günter, gesuchter Unterweltboss mit Spitznamen „Gorilla“, plant er einen neuen Überfall auf einen Supermarkt. Die Polizei ist ihnen aber schon auf der Fährte, und der Coup endet in einem Blutbad.

Mit seiner kargen Filmsprache interpretiert Fassbinder den französischen und amerikanischen Gangsterfilm wie eine melodramatische Tragödie.

„Götter der Pest“ wurde 1970 mit dem Filmband in Gold für die darstellerischen Leistungen und für die beste Kamera ausgezeichnet.
▾ ▸ Samstag, 31. Oktober 2020, 20 Uhr, Filmforum: Werner Herzog, „Aguirre, der Zorn Gottes“
„Aguirre, der Zorn Gottes“
BRD 1972, Regie: Werner Herzog, 91 Min., 16 mm

Im 16. Jahrhundert unternehmen spanische Konquistadoren eine Expedition zum sagenhaften Goldland Eldorado in den Tiefen des Amazonasgebiets. Da der Urwald zu unwegsam ist, erkundet ein kleiner Trupp das Gelände vom Wasser aus. Es kommt zur Meuterei gegen den Anführer Don Pedro de Ursúa, und der fanatische Don Lope de Aguirre übernimmt das Kommando. Mit einem neuen, großen Floß macht sich der Trupp vom Hauptheer selbstständig und versucht auf eigene Faust, Eldorado zu erreichen. Obwohl Hunger, Krankheit und die Attacken der Ureinwohner die Mannschaft immer weiter dezimieren, läßt der größenwahnsinnige Aguirre nicht von seinem Vorhaben ab, mitten im Urwald Südamerikas einen neuen eigenen Staat zu gründen.

Werner Herzogs Drehbuch basiert auf wahren Begebenheiten. Die anstrengenden Dreharbeiten vor Ort ohne jegliche Stunts waren zudem von der unberechenbaren Zusammenarbeit mit Klaus Kinski geprägt und geben auf großartige Weise den Wahn Aguirres wieder.
▾ ▸ Donnerstag, 3. Dezember 2020, 20 Uhr, Traumathek: Kenji Mizoguchi, „Erzählungen unter dem Regenmond“
„Erzählungen unter dem Regenmond“
Japan 1953, Regie: Kenji Mizoguchi, 97 Min., 16 mm, dt. Fassung

In seinem Meisterwerk „Ugetsu Monogatari“ erzählt Kenji Mizoguchi die Geschichte des Töpfers Genjuro und seines Schwagers, des Bauern Tobei, die Ende des 16. Jahrhunderts mit ihren Frauen in einem kleinen Dorf mitten in einem von Bürgerkriegen heimgesuchten Gebiet leben. Sie haben Ambitionen, aus den Wirren des Krieges Profit zu schlagen. Genjuro will mit seinen Töpfen in die Stadt fahren und schnell viel Geld verdienen, Tobei als Samurai Ruhm und Ehre erlangen. Beide riskieren alles – und verlieren ihre Familien. Das Streben nach Geld und Ruhm geht unweigerlich mit dem Verlust innerer Werte einher.

Obwohl die Geschichte überwiegend aus der Sicht der beiden Männer, insbesondere Genjuros, erzählt wird, sind die eigentlichen Hauptfiguren die Frauen. Mizoguchi versucht im Genre des historischen Films die Mechanismen der Unterdrückung und Gewalt in der japanischen Gesellschaft aufzuzeigen. In langen Einstellungen, mit bewegter Kamera und Überblendungen gelingt es ihm dabei, Traum und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verweben.
▾ ▸ Samstag, 12. Dezember 2020, 20 Uhr, Filmforum: Henri-Georges Clouzot, „Lohn der Angst“
„Lohn der Angst“
Frankreich/Italien 1953, Regie: Henri-Georges Clouzot, 148 Min., 16 mm, dt. Fassung

Las Piedras in Venezuela ist ein Ort fernab jeglicher Hoffnung. Eine Ölgesellschaft ist der einzige Arbeitgeber, doch die Jobs sind rar gesät, vor allem für die hier Gestrandeten aus aller Herren Länder. Eines Tages eröffnet sich ihnen eine große Chance, denn eine 500 Kilometer entfernte Ölquelle steht in Flammen. Mit einer Ladung Nitroglyzerin könnte das Feuer gelöscht werden. Das Problem ist nur, dass der hochexplosive Sprengstoff mit zwei Lastwagen zum Ort des Brandes gefahren werden muss. Viele melden sich freiwillig, vier werden ausgewählt: der Korse Mario, der Italiener Luigi, Bimba, ein Deutscher, der den Arbeitslagern der Nazis entkommen konnte, und Jo, der Älteste von ihnen. Das Risiko, unterwegs in die Luft zu fliegen, ist jedoch größer als die Chance, das Ziel zu erreichen: ein wahres Himmelfahrtskommando, bei dem Mut und Angst unweigerlich Passagiere sind.

Ohne jegliche Tricks und Spezialeffekte drehte Henri-Georges Clouzot einen frühen Klassiker des Actionfilms, der weit über das Genre hinausreicht und sich zugleich als sozialkritisch erweist.


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Das Programm wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Köln, dem wir danken.


Gefördert durch: Stadt Köln, Kulturamt